Cartagena Beach

Cartagena Beach

Dienstag, 13. Januar 2015

Schnupfen, Sand und Strand

Ist ein Leben ohne Grill möglich? Seit Tagen ziehen wir an der (gar nicht so langen) Küste von Uruguay nordost- und südwärts und wir haben den Eindruck, dass das Land einige Kilometer im Landesinneren deshalb so leer wirkt, weil ganz Uruguay sich während der Sommermonate an der Küste aufhält. Die Badeorte reihen sich wie Perlen auf einer Schnur, mal schicker, mal eher basic, aber immer mit der Attitüde, dass ein Leben jenseits von Meer, Strand und Grill sinnlos scheint.
Und hier haben wir auch geschafft, was uns die gesamte Reise vorher nicht widerfahren ist: Wir haben uns festgefahren. Doch kein Problem, der freundliche Uruguayer holt seinen Traktor und Ben ist ruckzuck wieder frei. Wir waren auch schon organisatorisch tätig und haben das Paraiso Suizo besucht, wo unser Ben in den kommenden sechs Monaten leben wird, während wir in den deutschen Winter zurückfliegen. Danach zog es uns weiter nach Las Flores auf einen schönen Campingplatz, auf dem wir zwei Tage blieben in der Hoffnung, die Erkältung möge endlich weichen. Fakt ist aber, dass Markus und v.a. ich eher noch stärker gebeutelt werden, während sich immerhin Jaspers Gesundheitszustand zu verbessern scheint. Auf dem Platz macht Jasper Bekanntschaft mit der gleichaltrigen Lulu, mit der er Ball und Kekse teilt, die allerdings neben ihm aussieht, als lägen altersmäßig viele Monate zwischen ihnen. Der zweite Tag in Las Flores wird dann doch kein Strandtag, denn nachdem es am Morgen schon kräftig wehte, krachte ab 11 Uhr ein heftiges Gewitter los gefolgt von langanhaltendem Regen, so dass wir den Tag ganz dem Rumhängen und Nichtstun widmen konnten. Tags drauf sind wir fast bis zur brasilianischen Grenze gefahren, genauer nach Punta del Diablo, um festzustellen, dass dieser Fleck in der Mitte von nix ein seeehhhhr beliebtes Urlaubsziel ist. Der Ort besteht eigentlich nur aus Cabañas, Campingplätzen, Ferienhäusern und anderen Unterkünften, und auch unser Campingplatz ist ziemlich groß und gut bevölkert - und kostet ziemlich viel. Die Nacht gestaltet sich musikintensiv, was vor allem Markus genießen konnte, während ich im komatösen Tiefschalf war - das Resultat von meiner schlaflosen Zeit in der vorangegangenen Nacht. Der nächste Morgen hält für uns einen Besuch im Parque Nacional Santa Teresa bereit, ein riesiges Naturschutzgebiet (das aber eigentlich ein Campingatz mit zuvor nie gesehenen Dimensionen ist), dessen Herzstück ein altes Fort ist. Es stammt aus dem 18. Jahrhundert, wurde von den Portugiesen erbaut und von den Spaniern später fertiggestellt. Es hat die Form eines unregelmäßigen Fünfecks, das die Überwachung des Gebiets in optimaler Weise ermöglichte. Die Festung bot immer wieder Schutz bei den diversen Auseinandersetzungen in diesem Gebiet, an denen sich Portugiesen, Spanier, Engländer, die Banda Oriental und die Kreolen beteiligten. Während des Bürgerkriegs des jungen Staates Uruguay bot sie Manuel Oribe und seinen Anhängern Zuflucht, bevor das Fort seine militärische Bedeutung schließlich verlor. Bis 1928 war hier ein Lager der Armee zur Pferdezucht stationiert, und auch heute sind es Soldaten, die den Eingang des Nationalparks und des Forts bewachen. Das Fortaleza ist toll restauriert und begeistert vor allem Jasper mit Kanonen und dazugehörigen Kugeln, Soldatenfiguren etc. Richtig wach wurden wir drei plötzlich, als wir eines der Ecktürmchen betreten wollten, ein Vogelpärchen aber offensichtlich etwas dagegen hatte. Der eine Vogel schrie uns wie wild in geduckter Haltung von der Brüstung aus an, woraufhin ein zweiter herangeschossen kam und fortan Attacken in Schleifen auf uns flog. Beeindruckt und eingeschüchtert suchten wir das Weite und es kehrte Ruhe in der Vogelwelt ein.

Nach dem Besuch des Forts fuhren wir wieder südwärts und sind nun in La Paloma (hoffentlich ist das auch für Euch der Ohrwurm des Tages, bei uns war er es) auf einem Platz, der uns trotz noch bestehendem Husten und Schnupfen morgen einen Strandtag bieten wird, denn unser Ben steht nur 200 Meter vom Badestrand entfernt. So wie es nach dem Kurzbesuch am frühen Abend scheint, werden wir uns diesen schönen Fleck mit gaaanz vielen anderen Menschen teilen. Egal, wenn wie heute ein Fußballpartner für Jasper dabei rausspringt, ist es fein. Er hat heute nämlich mit einem anderen Jungen gespielt und sie haben sich fröhlich gegenseitig den Ball abgejagt. Wir und auch die Mutter des Jungen waren sehr froh darüber, so musste sie nämlich nicht weiter den Torwart mimen. Dass zwischen Jasper und dem anderen Jungen ganze 1,5 Jahre Altersunterschied lagen, fiel nicht im Spiel, sondern einzig dadurch auf, dass Jasper noch größere kindliche Bgeistertungsfähigkeit für die Wellen aufbrachte und zuweilen mitten im Sprint abbog um johlend den Wellen entgegen zu hopsen oder um plötzlich den Ball in die Hände zu nehmen und zum Keksessen zu uns zu stürmen - auch eine Möglichkeitden Gegenspieler zu verwirren. Nach einem regenreichen Vormittag, dem Auffinden einer Lavanderia, was uns sehr glücklich machte, und einem Abstecher nach Rocha stellt sich die Situation auf dem Camping wie folgt dar: Es hat eine brasilianische Invasion stattgefunden, und wie wir schon in Cusco festgestellt haben, mag es der Brasilianer gerne geräumig. Vier große Riesencamper haben sich neben uns postiert, einer hat sogar einen kleinen Fiat mit einer Deichsel im Schlepptau, um vor Ort mobil sein zu können. Links neben uns gibt es das Kontrastprogramm, Vicky und Hector mit ihrem kleinen alten T2-VW Bus und einem Zelt. 
Hector und Vicky leben eigentlich nur 5 Kilometer von hier entfernt, ziehen aber während der Sommermonate aus (weil dann hier alles inklusive der Mieten für 2 Monate super teuer wird) und wohnen selbst auf dem Campingplatz. Sie haben berichtet, dass das sehr viele Leute von hier so handhaben, denn von Mitte Dezember bis Ende Januar ist die Gegend hier von Besuchern überflutet und alle suchen Unterkünfte (warum also nicht ein wenig Geld verdienen), in den restlichen Monaten ist es sehr ruhig bis ausgestorben. Jasper ist von den beiden ganz angetan, v.a. von ihrem Hund Mora, dem er gestern ein schmackhaftes Abendessen zubereitete. Er nahm die einzelnen Trockenfutter -Brocken, tunkte sie in Wasser, verkündetete, sie seien nun sauber und war sehr zufrieden mit seinem Werk!
Den heutigen Tag verbringen wir mit unserer kleinen Heule-Eule auf dem Campingplatz, bevor wir am Nachmittag mit Sack und Pack an den Strand umsiedeln. Der Strand ist super, flaches Ufer, freundliche Wellen, viele Leute zum Angucken. Am Abend kochen wir leckeres Abendessen auf dem Campingplatz und verbringen einen geselligen Abend mit Hector und Vicky, die eigentlich zu einem Konzert gehen wollten, sich aber nicht aufraffen konnten, los zu marschieren. Die beiden haben Jasper ihrerseits auch ins Herz geschlossen, so dass sie am kommenden Morgen Jasper als Bäckergehilfen engagieren, und das Brot ist wirklich köstlich. Da dies der Tag unserer Abreise ist, verabschieden wir uns von unseren herzlichen Nachbarn mit den Worten "Hasta Julio!", da sie uns eingeladen haben, sie im Sommer (oder Winter, je nach Perspektive) zu besuchen.

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