Cartagena Beach

Cartagena Beach

Donnerstag, 1. Januar 2015

Tschüß Argentinien!

Nach vier Tagen im Hotel, in denen wir uns nicht darum kümmern mussten, wo die nächste Dusche ist, wie wir unsere Handtücher wieder sauber bekommen, wer den Kaffee zum Frühstück kocht, ist es doch etwas seltsam, wieder in unseren Ben zu steigen und unseren unmittelbaren Wohnraum wieder deutlich beengter zu wissen. Auf der Calle Florida geht es noch einmal darum, die beste Umtauschquote für unser letztes Bargeld (Dollar und Euro) auszuhandeln. Unser nächstes Ziel heißt Lujan (wieder etwas westlich von Buenos Aires). Lujan ist berühmt für zwei Dinge: Die Jungfrau von Luján, eine ca. 50cm große Marienstatue, die jährlich viele tausend Gläubige in die große Kathedrale pilgern lässt. Was ihre Wundertaten betrifft, so ist die Indizienlage dürftig (oder wir haben schlecht übersetzt), dennoch wurde die Virgen von Papst Johannes Paul II. zur Schutzheiligen von Argentinien, Uruguay und Paraguay erklärt.
Nach den nächsten Straßengebühren, einem kleinen Supermarktbesuch und einem überschaubaren Mittagessen ergab der Kassensturz eine beunruhigend geringe Menge an Restgeld. Das bringt uns zur zweiten Sehenswürdigkeit in Lujan: Ein Zoo, der damit wirbt, dass die Tiere alle mehr oder minder zahm sind. Man kann im Zoo auch campieren und wortwörtlich mit Löwen und Tigern frühstücken, allerdings verschlug uns der Preis die Sprache, da Jasper auch voll bezahlen sollte. So haben wir verzichtet und unsere wenigen verbleibenden Pesos zum nächsten Campingplatz gebracht und an der nächsten Tankstelle in den Tank gestopft. Heute morgen sind wir dann gestartet, um nach Uruguay einzureisen, und zwar über die Puente International, die uns nach Fray Bentos bringen sollte. Tat sie auch, wenn auch geldmäßig denbar knapp, denn die Brückenmaut betrug 100 Arg. Pesos, und wir hatten noch 130! Aber, es hat ja gereicht :-)
Der Grenzübertritt war der bislang schnellste überhaupt: Saßen beim Übergang Chile-Argentinien Beamten beider Länder zusammen in einem Häuschen, erledigte heute eine Person alles in Personalunion bei der Migracíon und auch beim Zoll war alles ruckzuck erledigt. Keine Zettelausfüllerei, kein Gewurstel mit Kopien, zack, zack, in 10 Minunten war alles erledigt. Hinter der Grenze dann direkt die erste Touri-Info, die uns auch sofort einen kleinen Camping-Guide für Uruguay in die Hand drückte - das fängt gut an. Heute sind wir auf einen riesigen Campingplatz in Fray Bentos direkt am Rio de la Plata gefahren und etwa eine Stunde später Nachbarn von Bianca und Norbert aus Hamburg geworden, die für drei bis vier Monate mit dem Motorrad durch Südamerika reisen. In unserer kleinen Fünferrunde schmeißen wir abends einen der Campinggrills an und fallen zwischen all den Uruguayern lediglich dadurch auf, dass wir ewig brauchen, das Feuer in Gang zu bekommen und dann auch noch Holzkohle benutzen (und nicht Holz)! Dann müssen wir das wohl in den nächsten Tagen noch einmal üben.

Zeit für ein Resumee:
Argentinien emfing uns mit irrer Sommerhitze und wir wünschten uns so manches Mal auf 4.000m in die Anden zurück. Das Gespenst der Wirtschaftskrise wandert durch das Land, tut allerdings den Restaurant- und Cafè-Besuchen keinen Abbruch. Auch die Kauflust der Argentinier scheint ungebremst, allerdings wird man stutzig, wenn selbst in Schuhgeschäften ein Kauf mit 12 Monatsraten angeboten wird. Die Koexistenz des Argentinischen Pesos und des Blue Dollar macht das Geldausgeben irgendwie kompliziert. Es ist nicht ratsam, Geld am Automaten abzuheben, da man hier mit dem offiziellen Kurs von 1:8 einfach schlechter bei wegkommt, aber die ständige Suche nach dem besten Kurs bei den Schwarzmarkthändlern ist etwas nervig. Man muss es dennoch immer wieder tun, da Argentinien kein günstiges Land ist und das Geld einem schneller durch die Finger rennt als man es gutheißen kann. Auf jeden Fall hat es sich gelohnt, uns in Ecuador mit reichlich Dollar auszustatten, so waren wir gut gerüstet. Spannend ist auch, wie viel Maut man so bezahlen muss, denn es handelt sich hier um ein kompliziertes Zusammenspiel von Fahrzeughöhe, Fahrzeugtyp, Anzahl der Achsen und Uhrzeit, das die Höhe der Maut bestimmt - und wenn man denkt, man hat auf dem Schild genau gelesen, wie viel zu bezahlen sei, so nennt der Mitarbeiter im Mauthäuschen bestimmt eine andere Summe, verrückt!

Allgegenwärtig ist in Argentinien die Parilla, der Grill, und das Fleisch ist wirklich vorzüglich, auch wenn man es hier gerne  tendenziell durchwachsen ißt. Auch wenn unser Weihnachtsfest im Fleischtempel einem Essen in der Tourifalle sehr nahe kam, war die Qualiät der Speisen hoch. Genauso präsent ist der Matetee, die Menschen laufen hier eigentlich immer mit ihrem Trinkbecher (im Original ein ausgehöhlter Minikürbis) mit Trinkstab und Teepulver rum, dazu gehört die obligatorische Thermoskanne mit heißem Wasser, die vielen unter dem Arm festgewachsen zu sein scheint. Man kann ohne Skrupel in jeden Laden in der Stadt gehen und sich Wasser heiß machen lassen, da zuckt keiner mit der Wimper. In Tankstellen und auf Rastpläzen gibt es sogar Automaten, die nach dem Einwurf eines Pesos heißes Wasser preisgeben. Auch eine amüsante Niedlichkeit ist, dass in Argentinien am 29. eines jeden Monats "Noquis"-Tag ist! Die argentinische Küche ist in großem Maße von der italienischen beeinflusst, und so finden sich neben unzähligen Pasta- und Pizzagerichten auch Gnocchis hier, freilich gewöhnungsbedürftig geschrieben. Da am Ende des Monats das Geld knapp wurde, griff man zu einfachen, günstigen, dennoch schmackhaften Gerichten. Das hält sich bis heute, so dass man am 29. des Monats auch in vielen Kantinen öffentlicher Einrichtungen Noquis isst.

Vor unserer Einreise nach Argentinien hatten wir einige Schauergeschichten über die Sicherheitslage gehört und konnten nicht verhindern, dass das Gehörte uns beeindruckte. Das Erlebte steht glücklicherweise im Gegensatz dazu, denn wir haben uns hier sehr wohl gefühlt und viele ausnehmend freundliche Begegnungen gehabt. Wir haben die Argentinier als sehr hilfsbereit erlebt und schätzen die freundliche, offnene Atmosphäre, die uns als Fremden vielerorts entgegen gebracht wurde - außer zwischen 13 und 17 Uhr. In keinem Land wurde die Mittagspause so rigoros eingehalten, was uns wirklich häufig den Anblick total verwaister Orte bescherte. Da ist einfach nix zu wollen, in kleinen Städtchen schließen sogar relativ große Supermärkte, da man sich in der großen Hitze außer Stande sieht zu arbeiten. Natürlich ist es für uns ohne Frage nachvollziehbar, dass man in der Mittagshitze keine schweren Arbeiten leisten möchte, aber als Reisende sich darauf einzustellen erfordert Flexibilität und Nachsicht - Trainingseinheit in Gelassenheit!

Was wir gerne noch gemacht hätten: Einige Ecken von Argentinien fehlen uns, so waren wir bespielsweise nicht in Salta im Nordwesten des Landes, unsere Route war anders gesteckt. Die beeindruckenden Wasserfälle von Iguazu haben wir uns für den kommenden Sommer aufgehoben, in den Genuss kommen wir also noch. Was wir nicht geschafft haben und auch bei der Mini-Fortsetzung nicht schaffen werden, ist, den Süden Argentiniens kennen zu lernen. Dazu zählt einerseits die weite Pampa, andererseits natürtlich Patagonien und die Tierra del Fuego. Zeitlich wäre es super, nun dorthin aufzubrechen, da dort Sommer ist und dies die beste Zeit ist, die Gletscher zu besuchen. Wir hätten unserer Route an anderer Stelle erheblich straffen müssen, um so weit nach Süden fahren zu können, in der Rückbetrachtung möchten wir aber nichts vom Gesehenen missen. Also braucht es wohl eine weitere Reise.....

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