Cartagena Beach

Cartagena Beach

Freitag, 31. Oktober 2014

Eisige Nächte, Grabtürme und vom Kondor befreite Täler

Nach einem tollen Aufenthalt in Ollantaytambo brechen wir auf, um uns schon mal in die Peripherie des Titicacasees zu begeben. Auf unserer Route liegt der Ort Urcos, von dem wir dachten, dass er uns ein gutes Mittagessen offerieren könnte - falsch gedacht! Kulinarisch ein Flopp, dafür umso unterhaltsamer, denn die das "Restaurant" enternde Meute veranstaltet ein kleines Fotoshooting mit dem Muck. Jaspers Hauptaufmerksamkeit gilt aber dem kleinen Becher mit Wackelpudding, von dem er dann zwei stolz wie Oskar zum Bus zurückträgt. Unser nächster Übernachtungsplatz ist ein Canyon, der uns einen tollen Sternenhimmel und klirrend kalte Temperaturen in der Nacht bietet, inklusive Eiskratzen am kommenden Morgen! Dennoch ist es ein toller Stopp gewesen (Danke, Birgit!), denn der Canyon ist wunderschön. Allerdings ist es manchmal gar nicht so einfach, auf ca. 4000m bei niedriger Temperatur zu schlafen, denn ich hatte in der Nacht das Gefühl, dass mir die eiskalte Luft gar nicht ausreichend Sauerstoff bietet. Erschwert wurde das Durchschlafen zudem dadurch, dass es um Mitternacht an der Bustür klopfte - Leute aus dem Dorf, die wissen wollten wer wir sind. Es ging wohl nur darum auszuschließen, dass wir ja keine Viehdiebe sind, aber mein Auftritt mit Kopfkissenfrisur und Schlafanzug war wohl authentisch und überzeugend.
Am nächsten Morgen fuhren wir nach Sillustani Grabtürme besichtigen, deren Wow-Faktor hinter dem der sie umgebenden Landschaft zurückblieb. Wieder auf der Straße haben wir auch den Ort gefunden, wo man definitiv nicht einmal tot über dem Zaun hängen möchte: Juliaca! Die Stadt ist eine einzige Baustelle, es gibt kaum Straßen mit Asphaltbelag, nur riesige Löcher und Tonnen von Staub auf der Hauptverkehrsstraße und total verrückte Verkehrsteilnehmer: Wenn es nicht so recht weiter geht auf der Straße, drängt man einfach von allen Seiten auf die Kreuzung, bis sich keiner mehr bewegen kann. Insgesamt werden wir den Ort in den nächsten Tagen dreimal passieren , beim dritten und letzten Mal mit erneut verschärften Bedingungen, da sich ein unübersichtlicher Markt auf den Straßen ausgebreitet hat - grauenvoll!
Doch nun weiter, unser Ziel ist der Colca Canyon, der erstens schön und zweitens Condor-Gebiet sein soll. Dafür durchfahren wir der/die/das Altiplano (die peruanische Hochebene). Der Ben muss ziemlich kämpfen, da auch er auf bis zu 4900 Metern schlecht Luft bekommt (neuer Höhenrekord). Am höchsten Punkt bestaunen wir neben den in der Ferne zu sehenden Vulkanen auch tausende von Steinstapeln, die Reisende wohl als Glücksbringer gebaut haben. Nachdem wir auch noch Flamingos sehen durften, machen wir abends Halt in Chivay, wo wir nach einem super Abendessen mit Hähnchen und Pommes müde in unsere warmen Schlafsäcke kriechen. Am nächsten Morgen starten wir früh um 6 Uhr, um gegen 7:30 beim Cruz del Condor zu sein. Doch das Glück ist uns nicht hold, die Condore zeigen sich an diesem Morgen nicht, dafür haben wir nette Leute aus Brügge kennen gelernt, die Jasper mit Getränken und Keksen versorgten. Anschließend gönnen wir uns in Cabanaconde ein zweites Frühstück in Begleitung der freundlichen Alpaka-Dame Nives, bevor wir nach Arequipa fahren. Dies Stadt gefällt uns wirklich ausnehmend gut, koloniale Architektur, nette Geschäfte, tolle Kirchen und ein riesiges Kloster, das Teile der Altstadt einnimmt. Unser Campingplatz am Hotel Las Mercedes ist 5 Gehmiuten vom Zentrum entfernt und Jaspers Highlight ist das Wohnzimmer, das als Aufenthaltsraum für alle Gäste zugänglich ist. Geschwungene Biedermeierstühle, ein Kamin, Teppichboden, eine Standuhr und Keramik-Rehe, die Jaspers ganze Aufmerksamkeit einnehmen. Ich sah uns schon Ersatz kaufen, weil er mit ihnen so intensiv spielte, aber es ging alles gut. Die Stadt erfreut uns mit tollen Cafes und Restaurant, auch eins, in dem man köstliches Alpakafleisch und viele Kartoffelsorten probieren kann - obwohl Peru das Kartoffelland ist, gibt es bei den einfachen almuerzos immer nur die Standardkartoffel oder Pommes als Beilage. In Arequipa verbringen wir drei Tage, auch weil es auf dem Campingplatz mit Lieke und Jackie, Bernd und Heike so nett ist. Schließlich kommen auch noch Camil und Javiera mit ihren Kindern Mila und Noah an, die wir ganz zu Beginn unserer Reise in Medellin getroffen hatten. In Nullkommanix verwandeln die Kinder das Wohnzimmer in ein Spielzeugparadies, und Jasper ist so ins Spielen vertieft, dass ihm das Abendessen völlig kalt lässt. Heute dann sind wir weitergereist, haben erneut Juliaca passiert (da gab's eine Portion schlechter Laune gratis im Vorbeifahren), ich (Sabrina) habe die Kaffeekanne geschrottet und der angesteuerte Platz in Puno stelle sich als 4 Sterne-Hotel heraus, dass 80 Soles für den Parkplatz haben wollte. Also haben wir Puno verlassen und sind nun in Chucuito am Titicacasee angekommen. Das wird unser letzter Stopp in Peru sein, danach winkt Bolivien von der anderen Seite des Titicacasees - wir sind gespannt!

Freitag, 24. Oktober 2014

Das heilige Tal

Die Fahrt geht los... und endet nach ein paar Kilometern schon wieder. Der Ben verliert vorne rechts Luft. Der Mechaniker an der nächsten Ecke löst das Rad, entdeckt die undichte Stelle, entfernt den kleinen Nagel, flickt das Loch, montiert den Reifen wieder, das alles in ca. 20 Minuten und verlangt dafür umgerechnet ca. 2 Euro. Was für eine tolle Erfahrung nach der letzten Rechnung. Nachdem wir kurz  mit dem Gedanken spielten, einfach so noch einmal in einen Nagel zu fahren, fuhren wir dann doch weiter nach Moray. Hier haben die emsigen Inkas in einem Tal kreisrunde "Versuchs-"Terassen gebaut. Was früher eine effektive Variante der Wassernutzung und -verteilung war, sieht heute primär schön und interessant aus. In Moray laden wir Anna und Pedro aus Spanien bzw. Portugal ein und ruckeln auf Sandpisten weiter zu den Salinas de Maras. Ein kleines Flüßchen wäscht das Salz aus dem Berg und wird in hunderte am Hang angelegte Becken zur Salzgewinnung geleitet.
Anna und Pedro begleiten uns auch noch nach Ollantaytambo. Hier haben die Conquistadores gegen die Inkas eine der wenigen Schlachten verloren. Die großen Steine für diese mächtige Festung und Tempelanlage wurden hoch in den Bergen geschlagen und dann hierher transportiert. Eine unglaubliche Leistung, wenn man bedenkt, dass die Inkas das Rad bzw. die Rollen nicht kannten.
Und dann ist es soweit: Früh am nächsten Morgen (um den Massen zu entgehen), fahren wir mit InkaRail nach Aguas Calientes und mit dem Bus weiter die Serpentinen hinauf zur Anlage Machu Picchu. Ja, es ist eine Massentouriveranstaltung. Ja, es ist eine Gelddruckmaschine. Ja, bisweilen kommt man sich vor, als würde man wie Vieh durch die Wege getrieben. Und doch, der Anblick hat uns den Atem verschlagen (oder das Treppensteigen). Die spektakuläre Lage inmitten von Bergen ist einfach ehrfurchteinflößend. Offiziell gilt der Amerikaner Hiram Bingham als Wiederentdecker der Anlage (1911). 1874 hatte allerdings ein Deutscher mit dem "no-go"-Namen Hermann Göhring diese Region inklusive Machu Picchu (auf Quechua in etwa "alter Berg") bereits karthographiert. Doch wie es meistens ist, die dort lebenden Farmer wussten schon viel früher von der Anlage (sie führten die Entdecker jeweils zu den Ruinen), maßen diesen Steinresten aber weniger Bedeutung zu. Das hat sich nunmehr geändert. Machu Picchu ist seit 1983 ein Weltkulturerbe der UNESCO und gilt als bedeutenstes archäologische Monument in Südamerika und ist das Highlight der Inkakultur bzw. des architektonischen Genius dieser Kultur, obwohl über den ursprünglichen Zweck der Anlage weiterhin Unklarheit herrscht.
Jasper hat sich wacker im Tragerucksack durch die Anlage tragen lassen. Im Gegensatz zu seinen Eltern war er dann aber doch eher von den JoJo-Fertigkeiten einiger Kinder auf dem Markt angetan als von alten Steinen auf hohen Bergen. Die Anlässe für Begeisterung sind halt eine sehr individuelle Angelegenheit.

Mittwoch, 22. Oktober 2014

Überall Inka-Steinchen

Sabrinas Füßchen geht es (mit der Schiene) täglich besser und der Ben wurde für ein hübsches Sümmchen aufgefrischt, so dass wir die neu erworbene Mobilität natürlich ausnutzen wollen. Auf dem Weg nach Pisac fuhren wir an einem Fußballacker vorbei. Hier fanden wir in den Schülern der Inca Ripac-Corao dankbare Abnehmer für die letzten zwei Taschen mit Fußballtrikots, die wir schon so lange in unserem Bus hatten. Und weiter geht's. Pisac liegt ca. 33km nordöstlich von Cusco am Fuße einer spektakulären Inka-Festung in einem Gebirgstal, das den Blick auf alte Inka-Terassen lenkt. Pisac selber besteht fast nur noch aus Artesanias-Läden und leckersten Essensangeboten. Weiter geht es über Tambomachay (ein zeremonielles Inka-Bad) und Pukapukara (die Ruinen der "roten Festung") weiter nach Qenqo ("Zickzack", ein Kalksteinfelsen mit in den Fels gehauenen Altären) und schließlich zurück nach Cusco.
Auch Cusco wird mittlerweile intensiv von uns durchwandert und durchtaxit. Wir befinden uns hier in einer der beeindruckensten Kolonialstädte unserer Reise. Frecherweise haben die Conquistadores die fugenlosen Fundamente der Inkas einfach für ihre eigenen Kirchen und Kolonialbauten genutzt, nachdem sie deren heidnischen Tempel kurzerhand platt gemacht haben. So säumen massive Steinmauern die steilen, schmalen Pflasterstraßen.
Hintergrundmythos: Der erste Inka wurde vom Sonnengott Inti beauftragt qosqo (den Nabel der Welt) zu finden. Als dieser gefunden wurde, gründete er die Stadt.
Wir haben hier auch Tickets für Machu Picchu gekauft (wir befinden uns hier auch in einer der teuersten Etappen unserer Reise). Die Transportmonopolisten der Eisenbahn lassen unseren Geldbeutel bluten (über 100 US-Dollar für ein paar Kilometerchen mit der Bahn), doch wenn man in Peru ist, muss man auch...

Sonntag, 19. Oktober 2014

Der lange Weg nach Cusco

Von Nasca ging es wieder durch tolle Landschaften nach Cusco, wobei wir diesmal nicht die schnurgerade Panamericana vor uns hatten, sondern serpentinenereiche Straßen, die uns zwischendurch immer wieder auf über 4.000m führen. Auf der Fahrt haben wir, neben unzähligen Alpaca- und Lamaherden (an der Stelle grüßen wir herzlich Petra, Wolfgang und Anneliese, wir sind jetzt besser im Unterscheiden geworden!) auch viele Vicunias gesehen, die ein wenig an Rehe erinnern. Wir haben auch dieses Mal wieder Tramper mitgenommen, Olaf und Bartek aus Krakau, die ebenfalls nach Cusco wollten. Wir versprachen, sie bis zum Ort unserer Mittagspause mitzunehmen - nur um sie anschließend wieder einzusammeln, da sie keine andere Mitfahrgelegenheit gefunden hatten. Knapp 100km vor unserem Ziel hatten wir dann ausreichend Gelegenheit, uns mit ihnen zu unterhalten, da es eine große Baustelle gab, die in der Tat "Öffnungszeiten" für die Durchfahrt hat. Nach zwei Stunden konnten wir die Fahrt dann fortsetzen. In Cusco irrten wir dann eine Stunde durch die Stadt, um schließlich doch unseren Campingplatz zu finden. Hier sind wir in illustrer Gesellschaft von motorradfahrenden Schweizern, Overlandern, einem Deutschen, der im Tuk-Tuk durch Südamerika reist, den bereits bekannten Xenias, die heute doch wieder in ihrem Dodge ankamen, sowie Thorsten, der mit seinem T2-Bus von Paraguay nach Peru gereist ist. Es ist immer wieder inspirierend, andere Reisende zu treffen und ihre Reisegeschichte zu hören, aktuell die von Thorsten, der uns damit beeindruckt hat, dass er von Kanada nach Mexiko gewandert ist. Unterbrochen wurde seine Wanderung nur von einer mehrwöchigen Fahrt auf dem Mississippi, die er mit einem selbst gebauten Floß unternommen hat.
Doch nun zu Cusco: Cusco ist der touristische Hotspot in Peru, denn erstens ist Cusco eine alte Inkastadt, die später ein koloniales Make over durch die Conquistadores erfahren hat und daher einfach schön anzusehen ist; zweitens ist die Stadt Basislager für alle Touren nach Machu Picchu, der alten Zitadelle der Inka. Dadurch ist die Stadt voll von Touristen aus aller Welt, die auf ein riesiges Angebot von Tourveranstaltern, tausend Cafés und Restaurants, Kunsthandwerk und mehr zurückgreifen können. Wir werden vom Vorhandensein einer Mercedes-Werkstatt Gebrauch machen (der Ben quietscht ein bißchen, braucht einen Öl- und Wasserfilterwechsel) sowie von den örtlichen Krankenhäusern; letzteres muss ich aufsuchen, da ich beim Aussteigen aus dem Bus meinen Fuß so heftig umgeknickt habe, dass es mich - in einer formidablen Zusammenarbeit von Schmerz und Schlaftrunkenheit - filmreif in eine Ohnmacht verschlug. Markus sowie unsere Campingplatzbesitzerin Mili und ihr Mann haben mich wieder auf die Beine gebracht und nachdem ich wieder bei Sinnen war, mit Salben und Verband versorgt. Was mein Knöchel und der Werkstatttermin mit unserer Zeitplanung machen, werden wir noch sehen müssen. Markus war heute schon mal alleine auf der Inkafestung "Saqsaywaman", die über Cusco thront. Die gezackte Außenmauer wird von riesigen, perfekt aufeinander ausgerichteten Felsblöcken gebildet, beeindruckendes Inka-Tetris!

Donnerstag, 16. Oktober 2014

Salzwasser auf der Haut und Wüstensand im Haar

Nur einen Steinwurf vom Pazifik entfernt und mitten in den Sanddühnen des Nationalparks Paracas konnten wir unser Nachtlager aufstellen. Es heißt früh aufstehen, da wir morgens ein Boot zu den "Galapagosinseln des kleinen Mannes", den Islas Ballestas, nehmen wollen. Gleich am Anfang werden wir von aus dem Wasser ragenden Schwanzflossen dreier Delphine begrüßt und Pelikane gleiten knapp über der Wasseroberfläche an uns vorbei. Der nächste Stopp zeigt uns den Kandelaber, ein riesiges Scharbild, über dessen mythologische oder astronomische Bedeutung herrlich diskutiert werden kann. Das Highlight sind aber die Islas Ballestas, Felsen vor der Küste Perus, die als Schutzgebiet für Seelöwen, Humboldtpinguine und (in der Tat) Millionen Guano produzierende Seevögel dienen. Früher war das Einsammeln dieser Vogelexkremente ein rentables Geschäft. Nun, zumindest der Geruch lässt erahnen, welch "betöhrender" Job das war. Der Anblick aus der Ferne lässt an einen riesigen Schwarm Mücken denken, ganze Felsen sind über und über mit Kormoranen, Tölpeln und Pelikanen bevölkert. Nachdem das Boot wieder sicher im Hafen angekommen ist, machen wir uns auf den Weg zum Sandkasten für Erwachsene in Huacachina. Diese Oase, umgeben von riesigen Sanddühnen, lädt zum Strandbuggi fahren, abhängen und Sandboarding ein. Wir entscheiden uns für Option 3 und purzeln die Hügel auf einem Holzbrett hinuter. Macht schon viel Spaß, auch wenn die Sonnencreme mit dem Wüstensand eine erstaunlich hartnäckige Konsistenz entwickelt.
Auch der nächste Tag hat es in sich: Zuerst fahren wir durch heiße und staubtrockene Gegenden und erreichen schließlich Nasca. 1939 wurden bei einem Routineflug seltsame und rätselhafte Linien im Sand entdeckt. Der beste Weg, diese Bilder zu sehen, besteht in einem Flug mit einer kleinen Propellermaschine. Diesen nicht ganz günstigen Spaß wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen und so düsen wir in diesem wackligen Gerät über z.B. den Astronauten, den Affen, Kollibri und die Spinne. Die Bilder sind in der Tat äußerst beeindruckend, und noch viel mehr ließ uns unser Magen dieses Erlebnis einen ganzen Tag nicht vergessen: Mann, war uns schlecht! Selten haben wir so viel Geld fürs Übelsein ausgeben....
Vor uns liegt jetzt eine sehr lange Fahrt nach Cusco und die vielen Höhenmeter, die dabei rauf und runter zu bewältigen sein werden, werden wir wohl in zwei oder drei Etappen mit Nachtlagern an "Truckerstopps" hinter uns bringen müssen (Campingplätze konnten wir im Vorfeld nicht ausmachen).

On the road

Die vergangenen Tage waren sehr kilometerintensiv, denn wir sind von Huaraz durch die Cordillera Negra an die Küste gebraust. Die sehr gut ausgebaute Straße führte uns durch atemberaubende Landschaften: ein weites Hochplateau auf 4000m mit sanften Grashügeln, im Hintergrund schneebedeckte Gipfelketten der Cordillera Blanca und dazu die passende Musik auf den Ohren, fantastisch! Danach geht es in vielen Serpentinen hinab bis auf Meereshöhe, wo wir schließlich auf die Panamericana treffen. Bei der Fahrt durch's Altiplano sammeln wir auch zum ersten Mal einen Anhalter ein, den bestimmt 70jährigen Bauern wollten wir nicht länger auf eine Mitfahrgelegenheit in der windigen Einöde warten lassen. Nach ca. 30km verlässt der kleine Mann uns wieder, zurück bleibt der nur der dezente Geruch nach Kuhstall. Was in Peru wirklich faszinierend ist, ist, dass man innerhalb eines Tages verschiedene Klimazonen durchfahren und so unterschiedliche Landschaften bestaunen kann, es ist wirklich beeindruckend. Ebenso beeindruckend ist, dass plötzlich aus dem Nichts dichter Nebel mit Sichtweite unter 20 Metern auftaucht. Große Schilder weisen dezent darauf hin, dass hier "Bodennebel" aufziehen kann, aber da stecken wir auch schon in der Suppe und kriechen mit km/h über die Autopista. Nach einigen Kilometern Wüste und diesiger Nebelluft erreichen wir die Ciudad Sagrada de Caral, die Ruinen der ersten Siedlung auf südamerikanischem Boden, die zur selben Zeit entstand wie die ersten Zivilisationen in Ägypten, China und Indien. Der Kukturbeauftragte unseres Reisetrios hatte diese archäologische Stätte herausgesucht, und es war in der Tat ein sehr lohnender Ausflug. Die Ruinen wurden erst 1994 bei einem Überflug entdeckt, seit dem sind Archäologen aus Lima und viele Arbeiter aus dem heutigen Caral damit beschäftigt, Fundstücke zu bergen und die Bauten zu konservieren oder restaurieren. Wir machen unseren Rundgang mit Roxana, die uns viel über diese prä-inka Stadt berichtet, die ab 3000 v. Chr. erbaut worden war. Anschließend fahren wir noch einige wenige Kilometer weiter an den Pazifik, wo wir unser Quartier für die Nacht aufschlagen. Eigentlich wollten wir wild campen, aber die Aussicht auf eine Dusche ist sehr verlockend, so dass wir eine derzeit leere Ferienanlage (wie so viele Orte und Restaurants an der Pazifikküste) aufsuchen. Zur Dämmerung werden wir Opfer einer großangelegten Stechmückenattacke, so dass unser Abendessen und die folgenden Stunden von häufigem Klatschen begleitet wird, um die Viecher zu beseitigen.
Der nächste Tag beginnt früh, denn wir haben eine Strecke von ca. 500km vor uns. Die Kaffeebecher sind gefüllt und die Panamericana ermöglicht uns ein ungewöhnlich flottes Vorankommen, so dass wir uns um halb 11 in das Gewühle der Peripherie von Lima stürzen. Obwohl wir uns auf Höhe des Meeresspiegels bewegen, absolviert Markus' Blutdruck eine wahre Berg- und Talfahrt. Man hatte uns vor Lima und dem Verkehr in der Stadt gewarnt, so dass wir keinen Aufenthalt in der Hauptstadt geplant hatten, und schon die Durchfahrt allein auf der Panamericana hatte es in sich. Keiner blinkt, alles hupt, Spuren werden wild gewechselt, zwischendurch Liegenbleiber, Abgasgewimmel und natürlich staut es sich immer wieder. Nach 1,5 Stunden lassen wir die 10 Mio.-Einwohner- Metropole hinter uns. Mit dem Fuß auf dem Gaspedal düsen wir durch die Wüstenlandschaft in Richtung Paracas - leider zu schnell, wie die Policia Nacional findet. Eine groß angelegte Straßenkontrolle zwingt uns zum Halt und der Polizist möchte gerne unsere Papiere sehen. Er sagt, wir hätten die Geschwindigkeitsbeschränkungen missachtet, vor dem Berg seien Schilder gewesen....bla bla bla. Wir diskutieren rum, haken nach, ja, er werde uns ein Busgeld geben, 400 Sol, wir könnten auch in Dollar bezahlen. Einzuzahlen sei das bei der Lima-Bank, natürlich in Lima. Nein, zurückfahren werden wir nicht, ok, wir könnten auch bar bezahlen. Nein, eine Quittung könne er uns nicht geben, sagte er, währed er Markus bedeutet, das Geld nicht so hoch zu halten, aber wir bräuchten auch keine, wir würden keine Probleme bekommen. Dies sagend, rollte er die Scheine zusammen und ließ sie in seiner Tasche verschwinden. Gracias y feliz viaje!

Sonntag, 12. Oktober 2014

Ken Follet in Peru

Auf in die Cordillera Blanca! Die Fahrt ist wieder ein Genuss. Der Cañon del Pato wartet mit Schotterpisten, Felsmassiven und unbeleuchteten, einspurigen Tunneln auf uns (Hupen!). Das erste Ziel ist das gemütliche Örtchen Caraz und auf dem Campingplatz treffen wir auf alte Bekannte: die Xenias. Deren Laune ist leider weniger gut. Ihr Dodge spurt nicht und der Mechaniker gibt den Tipp, eine größere Werkstatt in Lima aufzusuchen. Somit wird die Begleitung der Xenias für die nächste etwas anspruchsvollere Strecke bergauf (falls das Auto liegen bleiben sollte) wohl erst einmal das letzte Wiedersehen als Camper sein, da die beiden beschließen, ab Lima ohne fahrbaren Untersatz weiterzureisen. Für uns geht es danach wieder zurück in den traumhaft schönen Nationalpark Huascaran an die von teilweise mit schneebedeckten Bergen umsäumten Lagunas Llanganuco. Der türkisblaue See, das schaurig-schöne Knacken der Gletcher und ringsum die "Säulen der Erde" (tatatataaaa, der Link zu Überschrift). Auf dem Bild mit der Lagune seht ihr, dass der Fluss in der Mitte ein bißchen an das Auenland in 'Herr der Ringe' erinnert, wirklich schön! Nachts ist es dafür eisig kalt und der Nebel kriecht aus dem Tal über die Lagune, doch der heiße Kaffee am nächsten Morgen stärkt uns für eine besondere Fahrt: Wir klettern mit unserem Ben die kleine Passserpentinenstraße bis auf fast 4800 Meter (bisheriger Höhenrekord) hoch und werden mit einem gigantischen Ausblick belohnt. Danach bringt uns unser treuer Ben über Yungay (hier gibt es einen Friedhof, der als einziger ein Erdbeben vor ein paar Jahrzehnten überstand... Ironie des Schicksals, obwohl es dort keine Überlebenden gab ;-)) nach Huaraz. Wir befinden uns hier in einer sehr chilligen Backpacker-Destination. Alles, was des Travellers Herz begehrt, wird angeboten. Und es ist hier soweit: Haare und Bart der Männer werden gestutzt. Jasper war zunächst skeptisch, aber der Stuhl für Kinder ist ein Auto, so dass er sich fügsam in die kundigen Hände der Friseurin begab. Im Anschluss gab es noch ein Fotoshooting mit dem 'lindo pequeño' und den vernarrten Friseurinnen. Frisch gestylt schlendern wir anschließend durch Huaraz, essen auf dem Markt und genießen unseren Tag ohne Programm. Das tut gut und bedeutet einen geruhsamen Tag den Jasper mit einem ausgiebigen Mittagsschlaf  zelebriert, bevor wir morgen wieder an die Küste auf die Panamericana fahren.