Cartagena Beach

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Mittwoch, 12. August 2015

Über Curitiba bis Blumenau: es deutschelt

Curitiba ist einigen von Euch vielleicht als brasilianischer VW-Standort bekannt, andere - aus der Erdkunde-Fraktion - kennen die Stadt, weil sie oft als Beispiel für gelungene Stadtentwicklung herangezogen wird. Doch auch wenn das Verkehrskonzept verglichen mit anderen brasilianischen Städten super ist, eine autofreie, blitzsaubere Supercity ist es nicht, denn zur Rush Hour schiebt sich auch hier eine endlose Blechlawine durch die Stadt. Wir verleben einen ruhigen und erholsamen Sonntag, der mit einem ausgiebigen Frühstück beginnt, sich im Nichstun und Spielen mit der Camping-Katze unter seltsam sportlichen Cheerleader-Bäumen ("die Hände zum Himmel") fortsetzt und mit einem Besuch im Centro Historico abschließt. Im Zentrum findet ein großer Markt statt, der sich nicht recht zwischen Fress-Festival, Flohmarkt und Haushaltswaren entscheiden kann, aber dennoch einen netten Zeitvertreib zum Schlendern darstellt. Am Montag beschäftigen wir uns mit Wartungsarbeiten, damit wir den Ben in Topform an Felix übergeben können. Einerseits ist es fein, dass wir uns mit einem Käufer einigen konnten, andererseits bereitet uns die anstehende Trennung von unserem treuen Ben auch eine Menge Wehmut. Highlight des langen Tages bei Mercedes war, dass wir zur Mittagszeit einen Gutschein erhielten, mit dem wir uns am Buffet in der Mitarbeiterkantine laben konnten. Außerdem haben wir den ganzen Tag frei Haus brasilianisches Fernsehen geschaut, Morning Show und Soaps inbegriffen. Jasper nutzte die langen Sofas im "Sala Estar" für einen dreistündigen Mittagsschlaf und bekam im Laufe des Tages Chips, Getränke und Ausmalbilder zugesteckt. Mit einem fitten Ben, zwei Benz-Basecaps und einem Süßigkeitenbeutel fuhren wir zu einer weiteren Nacht bei Camping No Sol. Am Dienstag schließlich geht es weiter nach Pomerode - ja, es klingt nach Harz und von dort kamen auch die Gründer! Wir genehmigen uns ein deftiges Mittagessen mit Stampfkartoffeln, Bratwurst und so weiter im Gasthof "Siedlerthal" und mäandern durch die hügelige Landschaft nach Blumenau, wo jährlich das größte Oktoberfest in Südamerika gefeiet wird.
Bei dem klangvollen Namen haben wir eine pittoreske Kleinstadt mit Markt, Kirche und vielen Cafés mit bombastischem Kuchen vor Augen, nun ja, manchmal liegen Wunsch und Wirklichkeit weiter auseinander als man denkt! Das "Städtchen" hat ca. 380.000 Einwohner, ist zergliedert zwischen Bergen gelegen und die Architektur ist wenig atemberaubend: Die wenigen Fachwerkhäuser, die wir sehen, sind eigentlich neue Bauten, auf deren weißen Außenputz man "Fachwerk" aufmontiert hat. Blumenau wurde 1850 vom deutschen Apotheker Hermann Blumenau gegründet. Die Ortslage am Fluss sorgte im Laufe der Jahre für das ein oder andere Hochwasser, so dass sowohl die Kinder als auch die Gattin von Herrn Blumenau für die Rückreise nach Deutschland 1884 plädierten, wo Hermann Blumenau im Jahre 1899 verstarb. Später wurden die Gebeine exhumiert und nach Blumenau überführt (dieses sollte jede Person bedenken, die mit dem Gedanken spielt, eine Stadt zu gründen). Zum Thema Kuchen: Im Cafehaus des Hotels Gloria gibt es sehr zu Markus' Freude Kuchen und Buffet, aber ansonsten wird Blumenau es definitiv nicht unter die Top Five unserer Reisehighlights schaffen. Insgesamt ist das Deutsch-Getümel komisch, denn genau genommen geht es um Wurst und Fleisch, Bier, Bier und Bier und einem Weißwurst-Gonglomerat aus Bayern, Österreich und Polka. Natürlich fällt auf, dass viele Firmen, Orte und Straßen deutsche Namen tragen und manchmal gibt es auch neben den Ortsnamen wie Widmarsum und Schroeder I +II und Brauereien namens Eisenbahn und Schornstein witzige Mischungen wie Alfonso Krämer. Der Campingplatz in Blumenau ist eigentlich der grüne Hof einer Schreinerei, die Johannes Herwig gehört, und liegt fußläufig zum großen Oktoberfestgelände, das eigentlich ein schnödes Messeglände ist mit einigen "Original"-Häusern im Eingangsbereich. Was den Aufenthalt gut werden ließ: 1. Der Park beim "Villa Germanica" ist am Abend Sporttreffpunkt für Jogger, Inlineskater und Radfahrer und hat in der Mitte einen tollen Spielplatz, auf dem Jasper sich verausgabt. 2. Leckere Suppe bei "Essen Platz" im Foodcourt des nahen Einkaufszentrum. 3. Wir campierten nicht alleine, sondern haben Ute und Volker aus Stuttgart getroffen, die mit ihrem Toyota seit 9 Monaten in Südamerika reisen. Diese Begegnung verschaffte uns einen angenehmen Abend in freundlicher Gesellschaft.

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