Cartagena Beach

Cartagena Beach

Freitag, 24. Oktober 2014

Das heilige Tal

Die Fahrt geht los... und endet nach ein paar Kilometern schon wieder. Der Ben verliert vorne rechts Luft. Der Mechaniker an der nächsten Ecke löst das Rad, entdeckt die undichte Stelle, entfernt den kleinen Nagel, flickt das Loch, montiert den Reifen wieder, das alles in ca. 20 Minuten und verlangt dafür umgerechnet ca. 2 Euro. Was für eine tolle Erfahrung nach der letzten Rechnung. Nachdem wir kurz  mit dem Gedanken spielten, einfach so noch einmal in einen Nagel zu fahren, fuhren wir dann doch weiter nach Moray. Hier haben die emsigen Inkas in einem Tal kreisrunde "Versuchs-"Terassen gebaut. Was früher eine effektive Variante der Wassernutzung und -verteilung war, sieht heute primär schön und interessant aus. In Moray laden wir Anna und Pedro aus Spanien bzw. Portugal ein und ruckeln auf Sandpisten weiter zu den Salinas de Maras. Ein kleines Flüßchen wäscht das Salz aus dem Berg und wird in hunderte am Hang angelegte Becken zur Salzgewinnung geleitet.
Anna und Pedro begleiten uns auch noch nach Ollantaytambo. Hier haben die Conquistadores gegen die Inkas eine der wenigen Schlachten verloren. Die großen Steine für diese mächtige Festung und Tempelanlage wurden hoch in den Bergen geschlagen und dann hierher transportiert. Eine unglaubliche Leistung, wenn man bedenkt, dass die Inkas das Rad bzw. die Rollen nicht kannten.
Und dann ist es soweit: Früh am nächsten Morgen (um den Massen zu entgehen), fahren wir mit InkaRail nach Aguas Calientes und mit dem Bus weiter die Serpentinen hinauf zur Anlage Machu Picchu. Ja, es ist eine Massentouriveranstaltung. Ja, es ist eine Gelddruckmaschine. Ja, bisweilen kommt man sich vor, als würde man wie Vieh durch die Wege getrieben. Und doch, der Anblick hat uns den Atem verschlagen (oder das Treppensteigen). Die spektakuläre Lage inmitten von Bergen ist einfach ehrfurchteinflößend. Offiziell gilt der Amerikaner Hiram Bingham als Wiederentdecker der Anlage (1911). 1874 hatte allerdings ein Deutscher mit dem "no-go"-Namen Hermann Göhring diese Region inklusive Machu Picchu (auf Quechua in etwa "alter Berg") bereits karthographiert. Doch wie es meistens ist, die dort lebenden Farmer wussten schon viel früher von der Anlage (sie führten die Entdecker jeweils zu den Ruinen), maßen diesen Steinresten aber weniger Bedeutung zu. Das hat sich nunmehr geändert. Machu Picchu ist seit 1983 ein Weltkulturerbe der UNESCO und gilt als bedeutenstes archäologische Monument in Südamerika und ist das Highlight der Inkakultur bzw. des architektonischen Genius dieser Kultur, obwohl über den ursprünglichen Zweck der Anlage weiterhin Unklarheit herrscht.
Jasper hat sich wacker im Tragerucksack durch die Anlage tragen lassen. Im Gegensatz zu seinen Eltern war er dann aber doch eher von den JoJo-Fertigkeiten einiger Kinder auf dem Markt angetan als von alten Steinen auf hohen Bergen. Die Anlässe für Begeisterung sind halt eine sehr individuelle Angelegenheit.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen