Cartagena Beach

Cartagena Beach

Donnerstag, 13. November 2014

Der Weg zur Gründerstadt ist beschwerlich

In Bolivien gibt es eine sonderbare Kraftstoffregelung: Für Bolivianer gibt es eine kräftige Subventionierung, Ausländer müssen dagegen ca. den dreifachen Preis löhnen. Dafür sind an den Tankstellen Kameras installiert, damit nicht geschummelt werden kann. Da die Tankstelleninhaber allerdings zusätzlichen Verwaltungsaufwand mit uns Ausländern haben, wurde uns bereits der Diesel einfach verweigert (es erscheint ratsam bereits bei halber Tankfüllung die nächste Tanke anzusteuern, zudem haben wir Reservekanister im Ben). Wir haben aber auch schon ("ohne Rechnung") einen ausgehandelten Preis gelöhnt bzw. außerhalb der Kamerasicht den Preis der Einheimischen bezahlt (der Tankwart saugte mittels Schlauch aus einem Kanister das Gesöff an und ab damit in den Tank). Auf der langen Fahrt von Cochabamba nach Sucre beschließen wir, die erste Tagesetappe mit wildem Campen an den Ruinen von Incallacta zu beenden. Der Parkplatz ist eine schöne Wiese in den Bergen, tückisch ist nur die Zufahrt, denn ein riesiger aus dem Boden ragender Stein in der Einfahrt erforderd Zentimeterarbeit, damit wir uns nicht den Fahrzeugboden aufreißen. Nach einer ruhigen Nacht begrüßt uns am Morgen a) die Sonne und b) ein Hund, den Jasper gerne in den Bus einladen möchte. Ginge es nach ihm und seinen herzlichen "Komm rein"-Einladungen, wäre unser Bus mit Hunden und Katzen bis unters Dach gefüllt ;-) Nach dem Frühstück wandern wir kurz zur Ruine, gänzlich ungestört, denn die Anlage scheint touristisch nur mäßig stark frequentiert, so dass auch das Kassenhäuschen zu keiner Zeit besetzt ist; die Ruinenstadt ist dabei doch eher groß und muss damals wirklich pulsierender Mittelpunkt der Region gewesen sein. Zurück am Bus müssen wir noch aufräumen, da der freundliche Hund unsere Mülltüte auseinander genommen hat, doch nachdem auch das getan ist, setzen wir die Fahrt nach Sucre fort. Zunächst sind wir ganz angetan vom Zustand der Asphaltstraße, doch kaum haben wir es ausgesprochen, verwandelt sie sich in eine ca. 100km lange Kopsteinpflasterstraße, in der tausend kleine und große Kieselsteine die Fahrbahndecke bilden. Es ist zwar einigermaßen gut zu fahren, aber zum einen rattert es einfach furchtbar laut, zum anderen sorgt die kurvenreiche Streckenführung dafür, dass wir selten schneller als 40km/h fahren können. Zur Mittagspause erreichen wir Aiquile, wo wir uns ein nur mittelgutes Süppchen einverleiben. Anschließend wünschen wir uns das Kopfsteinpflaster zurück, denn nun folgen kurze Asphaltstücke, vor allem aber Staub- und Sandpisten gemischt mit Baustellengerumpel - kurz um: Nach 240km, für die wir sechs Stunden brauchten, sind sowohl wir als auch der Ben total eingestaubt. Außerdem hat bei unserem Tipshift-Getriebe etwas ausgesetzt, so dass die Gänge 4-6 im Automatikmodus nicht mehr funktionieren; zum Glück können wir ja auch manuell schalten, so dass wir gut fahren können. In Sucre suchen wir daher auch einen Mechaniker auf, der a) sehr kompetent ist, b) viel mehr drauf hat, als die Werkstatt im Hof vermuten lässt, c) super Englisch spricht, d) im kommenden Jahr mit der Vorbereitung der Rallye Dakar zu tun hat und e) für die Untersuchung des Bens kein Geld haben möchte, da er zwar den Fehler lokalisieren, ihn aber nicht beheben kann, er rät uns, Mercedes in Chile aufzusuchen. Auch so kann man Städte kennenlernen....
Sucre hat in Bolvien einen besonderen Stellenwert: Die meisten Regierungsgeschäfte finden zwar in La Paz statt, doch gilt Sucre als Hauptstadt, da sie eine zentrale Rolle bei der Gewinnung der Unabhängigkeit hatte. Zudem wurde hier besonderer Wert auf die Erhaltung des kolonialen Stadtbildes gelegt, so dass an allen Ecken und Enden wunderschöne Gebäude, altehrwürdige Kirchen und historische Straßenzüge zu bewundern sind. Folgerichtig wurde Sucre in die Liste der UNESCO-Stätten aufgenommen. Um die ganze Pracht erblicken zu können, steigen wir auf die Kuppel der Prefectura. Von hier aus sehen wir dann auch noch ein besonderes Schauspiel: Als Zebras verkleidete Personen hopsen lustig auf Zebrastreifen herum. Wahrsscheinlich dient das der adressatenorientierten Verkehrserziehung. Zebrastreifen haben in Bolivien (und auch in den anderen bisherigen Stationen unserer Reise) maximal den Rang eines lockeren Hinweises, wo mann oder frau möglicherweise die Straße überqueren könnten, ohne dass damit eine Garantie für einen sicheren Übergang gegeben wäre. Vielmehr erkennt man Auto fahrende Ausländer daran, dass diese bisweilen anhalten, wenn Fußgänger die Straße überqueren wollen oder Ampeln auf "rot" schalten. Zur Belohnung erhält man dann auch ein verständnisloses Hupkonzert. Jasper findet die Stadt super, denn im Parque Bolivar gibt es einen großen Spielplatz mit Schaukeln, Rutschen und Wippen, dessen Optik vom Dinosaurier-Thema dominiert ist. Eigentlich hätten wir uns auch den ganzen Tag dort aufhalten können, denn seine Lieblingsbeschäftigung war das Ausprobieren aller, und ich meine wirklich ALLER Wippentiere, so dass man bei 10 Wippen ordentlich zu tun hat. Auch für Ben ist der Aufenthalt hier gut, denn er bekommt die langverdiente Glanzdusche sowie ein großes Enstaubungsprogramm von innen. Wir hoffen, dass die nächsten Strecken nicht so heftig werden, denn der feine Pulverstaub kriecht wirklich überall rein.
Morgen werden wir zur alten Silberminenstadt Potosì aufbrechen, das auf dem halben Weg nach Uyuni liegt, wo der große Salzsee auf uns wartet.

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