Cartagena Beach

Cartagena Beach

Sonntag, 23. November 2014

Iquique und die lange Fahrt durch die Wüste

Wir gönnten uns einen weiteren Tag in Iquique und erkundeten die Innenstadt. Jasper war von dem großen Springbrunnen auf der Plaza Prat ganz angetan, uns gefiel die Fußgängerzone, die von Holzhäusern wie aus einer Westernstadt gesäumt war. Das Highlight war der improvisiert anmutende Fischmarkt, wo sich eine Reihe von Seelöwen und Pelikanen angesammelt hatten - warum selber jagen gehen, wenn es auch einfacher geht?
Jasper, der sich durch großen Geiz und Zurückhaltung auszeichnet, wenn es um die Vergabe von Küßchen an seine durchaus als attraktiv zu bezeichnenden Eltern geht, knutscht die Camplingplatzbesitzerin, nachdem diese ihm Spielzeugflugzeuge schenkte. Was das Autofahren in Chile betrifft, so ist auch das wie Zuhause: Gehupt wird nur im Notfall, rote Ampeln sind richtig rot und an Zebrastreifen wird angehalten - dass bedeutet für uns nach 4 Monaten eine kleine Umstellung! Außerdem ist Chile das erste der südamerikanischen Länder, in dem wir häufig solarbetriebene Straßenbeleuchtung sehen und auch das ein oder andere Feld von Windrädern. Auf dem Weg durch die Atacama-Wüste, die als die trockenste der Welt gilt und sich über den Norden des 4300km "langen" Landes ersteckt, sehen wir außer einigen Sandtornados nicht viel, bis wir Chucuicamata passieren: die größte Kupfermine der Welt. Wir fragen beim Tanken den Tankwart, ob es einen Aussichtspunkt gäbe, von wo man die Mine sehen kann. Wir folgen seiner Beschreibung und biegen nach kurzer Fahrt unwissentlich auf das Privatgelände der Mine ab, vorbei an riesigen Bergbau-LKW, deren Räder allein schon so groß sind wie unser Bus hoch ist. Dass wir dort, wo wir sind, gar nicht sein dürften, darauf weisen uns zwei mit Blaulicht heranrauschende Mitarbeiter der Bergbaufirma hin! Mit Blaulicht werden wir zum Ausgang eskortiert, man wünscht uns eine gute Fahrt und schon sind wir wieder auf der Straße. Chile verdankt den größten Teil seines Wohlstands dem Bergbau, allen voran dem Abbau von Kupfer (55% der chilenischen Exporte sind Kupfer), und wir werden auch in den folgenden Tagen immer wieder viele, viele Minen passieren.
Am Nachmittag erreichen wir dann San Pedro de Atacama (auf ca. 2500m), ein 5000 Seelen-Dorf, dass sich ganz dem Tourismus hingibt. Hier erfahren wir, dass es Kindern unter 7 Jahren angeblich gesetzlich verboten ist, die Sonnenaufgangstour zum Geysir El Tatio zu machen, weil es in kurzer Zeit zu weit hoch und wieder runter ginge. Unser Hinweis, dass wir durch Peru und Boliven gereist sind und oft innerhalb weniger Stunden viele tausend Höhenmeter zurücklegten, zählt nicht. Chilenen sind ja so preußisch! So beschließen wir, dass Markus am übernächsten Tag alleine um 4:30 Uhr morgens an der Tour teilnimmt (später mehr dazu). Den Abend verbringen wir am Mirador des Valle de la Luna, wo der Sonnenuntergang nur halb so spektakulär ist wie erwartet, dafür gibt es sehr angenehme Gesellschaft: Schon tagsüber fielen uns VW-Fahrzeuge mit Braunschweiger Kennzeichen auf, deren Fahrer wir nun kennenlernten. Ein Team aus der Abteilung Forschung und Entwicklung hat die Aufgabe, neue Fahrzeug zu testen, und es gäbe kein Land, in dem sich in kleinen Radius so viele Testregionen abbilden lassen wie hier. So hat VW 57 Fahrzeuge hierher geflogen, damit die anwesenden Ingenieure und Techniker die Motoren auf ihre Hitze-, Kälte- und Höhentauglichkeit testen. Ich glaube, ich habe  einen Traumjob für das nächste Leben gefunden! Der Abend mit Jörg und seinen Mitarbeitern ist super - zum Abschied erhalten wir den Wink mit dem Zaunpfahl, dass unser nächster Bus dann aus Wolfsburg kommen sollte - und fortan winken wir ekstatisch, wann immer Braunschweiger VWs unseren Weg kreuzen.

Nach einer windigen Nacht im Valle brechen wir am Morgen auf zu den Lagunen, von denen es viele im Altiplano gibt und die rundherum von Vulkanen gesäumt sind. Chile liegt im sog. Ring of Fire, eine Zone hoher seismischer Aktivität, da hier die südamerikanische und die Nazsca-Platte aufeinander treffen. So kommt Chile zu unglaublich vielen Vulkanen (10% der Vulkane der Welt liegen hier), von denen 150 aktiv sind und dies durch z.T. imposante Rauchfahnen unter Beweis stellen. Die hoch gelegenen Lagunen im Salar de Atacama sind Zuflucht für viele Zugvögel, die hier überwintern sowie für einige Flamingo-Arten, die im salzigen Wasser nach ihrer Leibspeise Brine-Shrimps fischen. Die langbeinigen Gesellen kann man von Nahem beobachten, wenn man zur Lagune Chaxa fährt. Dort haben wir sie auch erstmals fliegen sehen, meist zu zweit, denn Flamingos leben monogam.

Auch wenn das mit der Höhe sich als nebensächlich herausstellte, so war es richtig, Jasper nicht mitzunehmen. Die Geysir-Tour startet früh um 4:30 Uhr und beginnt mit einer zweistündigen Ruckelfahrt über Schotterpisten zum Geysirfeld El Tatio, eines der höchsten der Welt. Zwischen 6 und 8Uhr raucht, sprudelt und blubbert es kräftig aus vielen Erdlöchern und es ist schweinekalt, ca. -7°C. Wasser kocht aufgrund der Höhe hier schon bei 85°C, und es ist kaum zu glauben, dass in den Wasserlöchern Bakterien leben, die Temperaturen von 85°C und mehr vertragen können. Nachdem die Sonne sich ihren Weg gebahnt hat und ein Frühstück serviert wurde, wird es warm und die Tourteilnehmer lassen sich zu einem Bad in dem  ca. 30°C warmen Thermalbecken hinreißen, ein willkommener Kontrapunkt zum frostigen Tagesstart. Anschließend setzt sich die Tour fort, macht hier und da noch einen Fotostopp sowie den obligatorischen Souvenir-Stopp in einem der Altiplano-Dörfer. Am späten Vormittag kehrt Markus zurück und wir machen uns auf den Weg zurück nach Calama, wo wir im Supermarkt auf Lamberto aus Italien treffen, der auch auf dem Campingplatz wie so oft unser Nachbar sein wird.

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