Cartagena Beach

Cartagena Beach

Mittwoch, 19. November 2014

Ganz viel Salz

Unser Aufenthalt in Potosì währt nicht lang, da wir keinen geeigneten Stellplatz finden. So gibt es nach dem Mittagessen einen kleinen Stadtrundgang inkl. Artesanias-Shopping, Kaffee und Kuchen und dann die Weiterfahrt zum "Ojo de Inca", einem 30°C warmen Kratersee, der für uns zur Badewanne wird. Der Platz ist ruhig gelegen, die Besitzer sehr freundlich und die Nachbarschaft mit Rainer und Margit sehr angenehm. Am nächsten Morgen hält es Jasper kaum im Bus aus, weil er unbedingt noch einmal baden muss, das anschließende ausgedehnte Frühstück rundet den Morgen ab. Die recht neue Straße nach Uyuni führt uns kurvenreich durch die wüstenhafte Hochebene, die hin und wieder mit tollen Canyons und Steinformationen aufwartet. Da hier in der Region offensichtlich karnevalistische Energien fließen, wird uns nach dem abendlichen Straßenumzug in Sucre zum zweiten Mal ein feines Schauiel geboten: Auf einer Talbrücke inmitten von Nichts sind Tänzerinnen und Musiker zu sehen! Was uns auf der Route am meisten begeistert, ist jedoch die Tatsache, dass die Strecke dank der neuen Straße nur 200km lang ist und nicht 456km, wie unser GPS weißsagte. In Uyuni angekommen, macht sich ein Gefühl wie beim Schauen eines Westernfilms breit: Es herrscht sengende Hitze, wir haben Hunger, den wir mit mäßigen Sandwichs bei miesem Service stillen, in der Mehrzahl geschlossene Läden und Lokale - es fehlen nur durch die Straßen rollende Tumble Weeds. Bei uns entsteht der dringende Wunsch, nicht länger als nötig hier zu verweilen, und so beschließen wir, unsere Vorräte aufzufüllen und die Nacht auf dem größten Salzsee der Erde zu verbringen. Der See ist auch Teil der Strecke der Rallye Dakar, die vor einigen Jahren nach Südamerika umgezogen ist. Der Weg bis zum Ufer ist eine grottenschlechte Staubpiste, aber einmal auf dem See, fährt es sich sehr gut. Mir ist zunächst etwas mulmig, den irgendwie ist es komisch zu wissen, dass wir auf einer Salzkruste unterwegs sind, und die Ojos (Augen) im Boden zeigen, dass darunter Wasser ist. Aber dann geht es gut voran, wir folgen den gut ausgefahrenen Wegen und der groben Himmelsrichtung, die uns das Navi angibt, Schilder gibt es hier keine. Nach kurzer Zeit passieren wir das erste Salzhotel und fahren dann unserem Ziel, der Isla Inca Huasi, entgegen (wir empfehlen für diese Strecke die musikalische Untermalung mit Kings of Leon und Kasabian). Gegen 18Uhr erreichen wir den Parkplatz, die letzten der vielen Jeeps der Touranbieter verlassen die Szenerie, und wir haben noch Gelegenheit, uns ein wenig umzuschauen, bis wir zu einem echten Highlight eingeladen werden: Ein Volleyball-Match auf dem Salar de Uyuni bis zum Sonnenuntergang! Nach einer Stunde Sport mit viel Lachen packen wir das improvisierte Netz (ein Draht zwischen zwei kleinen Fahnenmasten) ein und verabschieden uns von den Leuten, die auf der Insel leben und arbeiten. Am nächste Morgen erwachen wir und stellen fest, das wir nicht alleine sind: Zahlreiche Jeeps haben ihre Touristen zum Frühstück an die Campingtische der Isla gefahren. Wir wickeln uns in (wie sich rausstellt) viel zu warme Jacken und viel Sonnencreme ein bewaffnen uns mit Sonnenbrillen und besteigen die Insel, die uns mit schroffem Gestein und riesigen blühenden Kakteen begeistert. Nach einem leckeren Frühstück geben wir uns dem Vergnügen hin, auf der großen Salzfläche Fotos zu machen. Nun geht es zurück nach Uyuni, wo wir nach einem Mittagessen im Comedor des Marktes - wir haben uns für Pollo Picante und gegen Pansen bzw. Lama-Frikasee entschieden - noch den Friedhof der Lokomotiven besuchten. Nun sind wir wieder zurück am Ojo de Inca, denn in Potosì konnten wir ja schon vor einigen Tagen keine Unterkunft finden und außerdem liegt der Platz an der Straße nach Oruro, das wir morgen ansteuern werden. Auch wenn Uyuni eher schrecklich ist, hat uns der Ausflug zum und die Übernachtung auf dem Salar de Uyuni sehr begeistert, es ist eine der surrealsten Landschaften, die wir bisher gesehen haben. Auch dass wir mit unserem Ben hingefahren zu sind, war gut, denn erstens war es gut zu bewältigen und zweitens wäre eine gebuchte Tour im Jeep mit Jasper bestimmt auch nur mäßig gut gewesen. Damit sind wir auch bereits auf die Zielgerade unseres Bolivienaufenthaltes eingebogen.
An unserem vorletzten Tag macht Bolivien uns den Abschied leicht, denn erstens haben wir viele Kilometer vor uns (die zum Teil noch im Ausbau befindliche Straße ist super, wohl die beste in Bolivien), zweitens ist Oruro nicht das, was man eine freundliche Stadt nennt, drittens haben die Marktfrauen dort den Charme, der dem der Mitarbeiter russischer Verkehrsbetriebe ähnelt und viertens lässt sich kein anderer Platz für die Nacht finden als die Tankstelle in Patacamaya. Der nächste Tag beginnt super, wir sind um 6:55 Uhr gestartet und haben eine tolle Fahrt zur chilenischen Grenze. Wir passieren den Nationalpark Sajama mit dem gleichnamigen Vulkan (6.520m hoch), der mit seinem schneebedeckten Gipfel ein atembaraubendes Panorama bietet, dazu eine Lagune mit Flamingos. An der Grenze kommen wir gut zurecht und werden schnell an die chilenischen Kollegen weitergeleitet.

Conclusio Bolivien: Nach drei Wochen lässt sich sagen, dass wir an Bolivien seine landschatliche Vielfalt schätzen, obwohl wir nur einen Teil des Landes gesehen haben. Es ist ein Land, in dem das Reisen insofern angenehm ist, als dass das Preisniveau niedrig ist, allerdings heißt das auf der Kehrseite, dass man an vielen Stellen eben einfach merkt, dass es das ärmste Land in Südamerika ist. Die Mittagspause wird von allen bisher besuchten Ländern hier am ausgiebigsten zelebriert, über die Mittagszeit ist hier in Orten nichts zu wollen, da 80% der Geschäfte geschlossen haben, zum Teil bis 16:00 Uhr. Super sind hier die Salteñas, pikant gefüllte Teigtaschen, die hier oft als Vormittagsnack gegessen werden. Seltsam ist hingegen, was hier alles unter dem Namen "Cappucino" firmiert, da ist alles drin von dem, was bei uns ein Espresso Macchiato ist bis hin zu ungenießbarem schwarzen Kaffee, der unter einem riesigen Berg pappsüßer Sahne zu finden ist. Die Benzinregelung basiert auf dem nachvollziehbaren Ansatz, dass Ausländer mehr bezahlen müssen (geht in Ordnung). Ob es der dreifache Preis sein muss, sei dahin gestellt, dass der administrative Mehraufwand für den Tankwart (Extradeklaration und Einzahlung bei der Bank) aber dazu führt, dass man lieber heimlich zum niedrigeren Preis Kraftstoff mit dem Mund ansaugt oder die Kameras für 3 Minuten abschaltet, zeigt die Absurdität des System im Alltag. Bolivien ist ein Land, in dem unsere europäischen Augen sich an vielen Stellen etwas mehr Einsatz und Sinn für Ordnung/Sauberkeit wünschen. In touristischer Hinsicht fällt es hinter seinen Nachbarn deutlich zurück, so dass außer in einigen touristische Oasen viel an (Lebens-)Qualität für Einwohner und Besucher auf der Strecke bleibt. Andererseits bewahrt es auch mehr kulturelle Identität und Ursprünglichkeit.

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